Es begann mit einem Duft.
„Inner Child“.
Ein Öl, das ich damals über Wochen verdampft habe,
ohne zu wissen, warum es mich so tief berührte.
Ich hatte nur dieses Gefühl:
Ich weiß nicht, wohin es führt,
aber es ist der richtige Weg.
Vielleicht war das schon der erste Hinweis.
Vielleicht war es dieser leichte, warme Ton,
der etwas in mir anrührte,
das ich lange nicht mehr wahrgenommen hatte.
Ich erinnere mich,
wie dieser Duft sich anfühlte,
als würde er etwas berühren,
das sich nicht zeigen wollte
und doch atmete.
Kein Bild,
keine Erinnerung,
nur eine Bewegung nach innen,
die ich nicht einordnen konnte.
Und dann, in einer Sitzung,
wurde ich mitten in einer Erzählung gefragt:
„Hast du Kontakt zu deinem inneren Kind?“
Diese Frage traf mich seltsam tief —
als hätte jemand im Vorübergehen
einen unsichtbaren Faden berührt,
der weiter in mich hineinläuft,
als ich es zugeben wollte.
Ich weiß noch,
wie ich danach versucht habe,
diesen „inneren Stephan“ zu finden.
Es fühlte sich an,
als würde ich in einen Wald eintreten,
dessen Wege ich kenne
und gleichzeitig fürchte.
Denn kaum, dass ich diesen Versuch heute wieder berühre,
gehen in mir sofort kleine Warnlampen an:
Pass auf.
Erinnere dich.
Du weißt, was damals geschehen ist,
als du diesem weichen Teil zuhörtest.
Damals brach vieles auseinander.
Von außen wirkte es wie Zerstörung,
als hätte das innere Kind
mein Leben aus den Angeln gehoben.
Aber heute weiß ich:
es war nicht das Kind,
sondern der Teil in mir,
der nicht mehr konnte
und keine sanfte Sprache hatte,
um sich bemerkbar zu machen.
In dieser Zeit tauchte ein Stein auf,
Schneeflockenobsidian, glaube ich.
Ich sollte ihn in die Hand nehmen
und mit ihm durch die Praxis hüpfen.
Ich stand da,
den Stein in der Hand,
und konnte es nicht.
Ich konnte nicht hüpfen.
Nicht einmal für einen Meter.
Nicht, weil es albern gewesen wäre.
Nicht, weil ich zu ernst war.
Sondern weil in diesem kleinen Sprung
ein großes Einverständnis gelegen hätte:
„Ich vertraue dir.“
Aber ich vertraute diesem Teil nicht.
Wie sollte ich auch?
Ich hatte ihn mit Chaos verbunden,
mit Kontrollverlust,
mit Entscheidungen,
die alles aufrissen,
damit ich endlich atmen konnte.
Seitdem sind wir keine Freunde.
Keine Feinde,
aber etwas zwischen Vorsicht und Abstand.
Und je länger ich darüber schreibe,
desto klarer wird mir,
dass dieses „innere Kind“ nie ein Kind war.
Es war nie klein, nie verspielt.
Es war der ungeschützte Teil in mir,
der sagt:
„Ich will nicht funktionieren.“
Der Teil, der weich ist,
und dem ich nie vertraut habe,
weil Weichheit damals
nur durch Zerstörung zu mir kam.
Vielleicht beginne ich erst jetzt zu begreifen,
dass dieser Teil heute nicht mehr zerstören müsste,
um gehört zu werden.
Dass Weichheit nicht mehr gefährlich ist.
Dass Vertrauen nicht mit einem Sprung beginnt,
sondern mit einem kleinen Satz wie diesem.
Ich weiß nicht,
ob ich diesen Stein irgendwann in die Hand nehme
und wirklich hüpfe.
Aber ich weiß,
dass ich heute anders auf diesen weichen Punkt in mir schaue —
nicht als Bedrohung,
sondern als etwas,
das langsam wieder Platz findet,
ohne mein Leben umzustoßen.
Vielleicht reicht das für jetzt.
Ich weigere mich zu hüpfen.
Und ich bin trotzdem hier.
Neue Beiträge
Das Freyr-Orakel – Die Sprache der Krafttiere
0. Vorwort / Vision Das Freyr-Orakel – Die Sprache der Krafttiere Dieses Buch ist nicht das Zentrum des Werkes – es ist der...
Warum man nicht für Freunde legt / lügt
Manche Gedanken gehören nicht in ein großes Werk. Sie tauchen auf, bleiben einen Moment, und wollen festgehalten werden, bevor sie wieder weiterziehen. Warum...
Das Konzept Kanal – Hören oder Erfinden
Das Konzept Kanal – Hören oder Erfinden Eine nüchterne Betrachtung spiritueller Durchlässigkeit. 1. Einleitung Immer wieder begegnet mir der Satz, jemand sei...



