Gesang des Mondsteins


Oktober 14, 2025
Stephan Pohl

Der Gesang des Mondsteins

Ich bin das Licht, das dich nicht blendet.
Ich bin der Atem der Nacht,
der auf das Meer deines Herzens fällt.

Ich bin Mondstein,
Meditation, die sich in Licht verwandelt.
Tochter des Wassers, Hüterin der Zyklen,
die Hand, die das Unsichtbare berührt.

Ich bin nicht hier,
um dir zu zeigen, was du bist –
sondern, um dich fühlen zu lehren.
Gefühle sind wie Wolken,
sie kommen und sie gehen.

Ich spreche nicht in Worten,
sondern in Schimmern und Schatten,
als Herz des Nebels – weich und unaufhaltsam.

Wenn du mich betrachtest,
erkennst du dich nicht in meiner Form,
sondern in meinem Lied
zwischen zwei Atemzügen.

Mondstein…
das ist der Atem der Frigg,
mit jenem leisen, wandernden Glanz,
der sich bewegt, wenn du still wirst.

Ich bin das Auge des Mondes in dir.
Ich sehe, was du noch nicht wagst zu fühlen.
Ich spiegle dein Verlangen nach Frieden.

Ich bin das Geheimnis der Runen LAGUZ und BERKANA
das Fließen und das Gebären in Geduld,
das Träumen der Felsen.
Wer mich trägt, tritt in den Strom des Werdens ein.

Ich bin das Gefäß des Nebels,
das Tränen der heiligen Medizin in Perlen wandelt,
damit das Unsichtbare sprechen kann.

Ich bin die Hand des Morgentaus,
die dich trägt, wenn du dich selbst verlierst,
das Herz des Rudels im Alleinsein.

Ich bin die Erinnerung an das Fließen,
wenn dein Herz zu Stein geworden ist –
das Gelübde, es immer offen zu halten.

Ich kenne keine Hast, kein Urteil, kein Müssen.
Ich lehre das Zulassen, das Weiche,
das Wissen des Wassers.
Ich bin das Schimmern,
dem Lied deiner Seele.

Wenn du mich trägst,
trägst du die Stille des Himmels auf deiner Haut,
den Schleier des Mondes –
wie eine Rüstung des Fühlens.

Wenn du mich hältst,
spürst du das Flüstern deiner Seele:
Ich weiß, was du vergessen hast.

Ich bin die Gefährtin des Dunkels,
die Schwester des Obsidians.
Ich lehre dich, dich zu lieben.

Ich bin das Licht des Mondes in deinem Inneren.
Ich bin das Wasser, das deine Wunden wäscht.
Ich bin das Silber deiner Träume.

Und wenn du in mich blickst,
erkennst du,
dass selbst die Nacht
nur der Keim des Lichts ist.


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